Weinbau in Ipsheim
Tradition seit dem Mittelalter
Am Rande des "Naturparks Frankenhöhe", geschützt durch den Waldgürtel um Burg Hoheneck, schmiegen sich hinter dem westlich vorgelagerten "Kesselberg" die ausgeprägten Südhanglagen der "Hohenecker Rangen", "Höll" und "Sonnenberg". Seit dem Mittelalter wird hier auf dem roten Lehm- und blauen Keuperboden Weinbau betrieben.
Der Tiefstand des Weinbaus wurde zur Jahrhundertwende erreicht, als nur noch sieben Weingärten gezählt werden konnten. Zwar hatte in den darauf folgenden Jahren die Anwendung zeitgerechter Anbaumethoden und der Einsatz von Pflanzenschutz dem Weinbau eine gewisse Ausdehnung beschert, doch konnte dieser wegen der unzureichenden Wegeerschließung, ungeregelter Wasserverhältnisse, nicht immer standortgerechter Rebsorten sowie einer veralteten Flurverfassung nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden. So erfolgte im Herbst 1979 die Einleitung des Flurbereinigungsverfahrens.
Das Flurbereinigungsverfahren von 1979
Die allgemeinen Maßnahmen
Zur Wiederbelebung und Stärkung des traditionellen Weinbaus in Ipsheim wurden die folgenden Maßnahmen durchgeführt:
Anbindung der Weinberge an das überörtliche und lokale Verkehrsnetz,
Ausbau einer zeitgemäßen inneren Erschließung,
schadloses Ableiten des Oberflächenwassers zur Verringerung der Abschwemmungen,
Auswahl und Pflanzung standortgerechter sowie reblausresistenter Rebsorten,
Verbesserung des Kleinklimas durch Reliefkorrekturen und Schutzpflanzungen,
Bodenordnungsmaßnahmen durch Neuabgrenzung der Grundstücke und Zusammenlegung von Flächen,
Flächenbereitstellung für öffentliche und gemeinschaftliche Anlagen,
Maßnahmen zur Förderung der Landschaftspflege und Erholung,
Neuordnung der allgemeinen landwirtschaftlich genutzten Randflur.
Die Baumaßnahmen
Bei der Planung der neuen Rebanlage wurde großer Wert auf Erhaltung des natürlichen Geländereliefs gelegt. Die neue Anlage wird durch zwei große Biotopflächen untergliedert.
Folgende Baumaßnahmen kamen zur Ausführung:
Neubau von Wirtschaftswegen mit einer Gesamtlänge von ca. 8,5 km,
Modellierung der Rebflächen mit Geländeneigungen zwischen 20 und 45 % auf einer Gesamtfläche von 28 ha,
schadlose Ableitung des Oberflächenwassers durch Rohrleitungen und Grabenbauten mit einer Gesamtlänge von 4,0 km,
Verbesserung der Wasserrückhaltung durch Vorschaltung dreier Becken mit einem Gesamtrückhaltevermögen von 16.000 cbm,
Anlage von Klimaschutzpflanzungen zur Abschirmung der Weinlagen gegen Kaltluftabfluss und Winderosion auf einer Gesamtlänge von 1,7 km.
Für die Windschutzpflanzungen wurden standortgerechte einheimische Gehölze ausgewählt. Insgesamt wurden 120.000 Reben der Sorten Müller-Thurgau (80 %), Bacchus (10 %), Silvaner und Kerner (10 %) entsprechend den Standortvorschlägen des Weinbaureferates der Regierung von Unterfranken angepflanzt. Die Gesamtrebfläche wird durch zwischenliegende Biotopflächen mit einer Gesamtfläche von 3,6 ha in drei räumlich abgegrenzte Weinnischen unterteilt. Zusammen mit den Schutzpflanzungen, den großen Biotopflächen sowie der Bepflanzung von Wegböschungen, Gräben und Rückhaltebecken konnten die Rebflächen gut in das Landschaftsbild eingebunden werden. So dienen die Pflanzungen gleichzeitig der Verbesserung des Kleinklimas in den Weinbauflächen.
Ein Teil der Weinbergwege ist in das markierte Wanderwegenetz des "Naturparks Frankenhöhe" einbezogen. Außerdem bilden sie heute den Wein-Wander-Weg. Aussichtspunkte und Sitzgruppen runden das Freizeitangebot der Weinlage ab.
Der Aufwand und seine positiven Folgen
Die Gesamtkosten der Weinbergflurbereinigung Ipsheim betrugen 6,3 Mio. DM und wurden zu 46 % durch die beteiligten 68 Winzer in Eigenleistung erbracht. Die restlichen 54 % wurden durch Zuschüsse des Bundes und des Freistaates Bayern finanziert.
(Auszug aus der Broschüre: "Flurbereinigung in Bayern, Neuordnung der Weinlagen bei Burg Hoheneck, Flurbereinigung Ipsheim 2, Lkr. Neustadt a.d.Aisch - Bad Windsheim", herausgegeben von der Flurbereinigungsdirektion Würzburg.)
Nach Durchführung der Weinbergflurbereinigung erlangte der Weinanbau in Ipsheim wieder eine immer größer werdende Bedeutung.
Am 06.05.2000 fand der symbolische Pflanzakt für den bis jetzt einmaligen Europa-Weinberg auf dem "Sonnenberg" statt. Der frühere Kreisvorsitzende der Europa-Union Deutschland, Horst Koydl, möchte damit das Zusammenwachsen Europas auf ganz besondere Weise würdigen.
Touristische Ergänzungsmaßnahmen
Neben der Anlage von Rast- und Aussichtspunkten wurden die Belange des Weinfreundes und Spaziergängers durch folgende ergänzende Maßnahmen besonders berücksichtigt:
Schaffung eines Rastplatzes mit einem geologischen Bodenaufschluss,
Aussichtspunkte,
Rastplatz mit Sitzgruppe im Schatten einer landschaftsprägenden alten Eiche,
Sitzgruppen im Weinberg,
eingegrünte Brunnenanlage,
Aussichtspunkt und Gedenkstein über die Durchführung der Weinbergflurbereinigung,
Errichtung eines Unterstellhäuschens,
Errichtung eines hochwertigen, terroir f Punktes- der einzige in ganz Mittelfranken.